Neue Russland Sanktionen oder: USA gegen Deutschland und Europa!


 

USA sanktionieren Moskauer Börse! Von Anti-Spiegel, 18.06.2024

Ein weiterer Schritt im Wirtschaftskrieg der USA gegen Europa

Die USA haben die Moskauer Börse sanktioniert, aber dem Rubel hat es nicht geschadet, vielleicht stärkt der Schritt den Rubel sogar. Dafür dürften europäische Firmen Probleme bekommen.

 

Am 12. Juni verhängten die USA Sanktionen gegen die Moskauer Börse. Daraufhin hat die Börse den Handel mit US-Dollar und Euro eingestellt. In diesem Artikel möchte ich erläutern, wie Finanztransaktionen in US-Dollar und Euro jetzt in Russland abgewickelt werden, und was das für Firmen in der EU bedeuten dürfte.

Wirtschaftskrieg der USA gegen Russland?

Die USA versuchen weiterhin verzweifelt, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, um der russischen Wirtschaft zu schaden. Bisher war nur der gegenteilige Effekt zu beobachten, denn nach Angaben des russischen Föderalen Statistischen Dienstes wuchs 2023 die russische Wirtschaft um 3,6 Prozent und die Realeinkommen der Russen um 5,4 Prozent.

Nun hat Washington die Moskauer Börse als neues „Sanktionsopfer“ auserkoren. An dieser Börse ist es nun unmöglich, Geschäfte in US-Dollar und Euro abzuwickeln.

Die russische Zentralbank hat versprochen, dass es weiterhin möglich sein wird, über russische Banken Devisen zu kaufen und zu verkaufen. Der Handel wird jedoch auf dem außerbörslichen Markt stattfinden.

Die Zentralbank verfügt über Instrumente zur Bestimmung des US-Dollar- und Euro-Wechselkurses, darunter Banktransaktionen. Tatsache ist, dass die russischen Finanzinstitute einen solchen Schritt der USA seit langem vorausgesehen und deshalb bereits im Oktober 2022 einen „Plan B“ für die erfolgreiche operative Bewältigung solcher Probleme entwickelt haben.

Kyle Schostak, Direktor der US-Investmentgesellschaft Navigate Principal Investors, teilt diese Ansicht. Seiner Meinung nach werden die Sanktionen den Rubel langfristig sogar stärken:

„Am wichtigsten für den russischen Finanzmarkt ist die Aufnahme der Moskauer Börse in die Sanktionslisten. Die Logik der US-Regierung besteht darin, den russischen Kontrahenten die Möglichkeit zu nehmen, mit US-Dollar und Euro zu handeln. Die Moskauer Börse ist übrigens schon lange auf ein solches Szenario vorbereitet […] In der Folge wird sich das Volumen der an der Börse gehandelten Devisenkontrakte auf den außerbörslichen Markt verlagern, der dadurch transparenter und liquider wird. Die Anpassung an die neuen Gegebenheiten wird folgen. Kurzfristig kann es zu einer gewissen Volatilität des Wechselkurses kommen, aber langfristig dürften die jüngsten Sanktionen zu einer Stärkung des Rubels führen, da die Gelder der Marktteilnehmer im Land bleiben und in Rubel-Anlagen investiert werden.“

Ein weiterer Schritt zur Entdollarisierung des russischen Außenhandels

Die Bedeutung der russischen Wirtschaft für die Weltwirtschaft sollte nicht unterschätzt werden. Ein russischer Wirtschaftsexperte berichtet, die Sanktionen würden vor allem den US-Dollar im internationalen Zahlungsverkehr treffen:

„Die Sanktionen die Moskauer Börse sowie die Aufnahme großer russischer Banken in die Liste der Organisationen der russischen ‚militärisch-industriellen Basis‘ werden den Rückgang der internationalen Zahlungen in US-Dollar und Euro nur beschleunigen. Banken aus Drittländern werden sicherlich nicht unter sekundäre Sanktionen fallen wollen […] Aber die Frage, wie und mit welchen Mechanismen der Außenhandel mit russischen Geschäftspartnern bezahlt werden soll, wird so oder so geklärt werden müssen. Die russische Wirtschaft und der Handel mit Russland sind für die Weltwirtschaft und die einzelnen Länder, insbesondere die Entwicklungsländer, zu wichtig, um sie einfach abzuschneiden.“

Wirtschaftskrieg der USA gegen Europa?

Eine negative Folge dieses Problems ist, dass es für die EU nun noch schwieriger geworden ist, mit Russland Handel zu treiben. Und Handel treibt die EU mit Russland immer noch fleißig, so hat die EU im letzten Monat beispielsweise erstmals wieder mehr Erdgas aus Russland als aus den USA importiert. Das mag zwar auf Sondereffekte zurückzuführen sein, aber es zeigt, dass die EU bei vielen Waren immer noch nicht ohne den Handel mit Russland auskommen kann. Und wo Handel stattfindet, müssen auch Zahlungen geleistet werden.

Es stellt sich also die Frage, für wen das Problem, das Zahlungen in Euro und Dollar für Importe aus Russland nun schwieriger geworden sind, akuter ist. Russland hat offenen Zugang zu den Märkten befreundeter Länder, mit denen Moskau seit einigen Jahren seine Handelsumsätze steigert. Und dieser Handel läuft immer mehr in den Landeswährungen der beteiligten Länder ab, also unter Umgehung von Dollar und Euro.

Doch für die EU wird das schwieriger, denn die „Landeswährung“ der EU ist nun einmal der Euro, den man an der Moskauer Börse nun nicht mehr handeln kann. Vielleicht war genau das das Hauptziel Washingtons, denn der Schritt wird die Länder Europas schwächen und deren Abhängigkeit von den USA erhöhen. Der Bundestagsabgeordnete Steffen Kotre (AfD) meint:

„Wenn der Euro jetzt nicht an der Moskauer Börse gehandelt wird, werden die Geschäfte komplizierter und europäische Unternehmen werden sich fragen, ob sie diesen schwierigeren Weg gehen wollen. Aber rein statistisch ist es ganz klar, dass der Handel eingeschränkt wird.“

Ähnlich äußerte sich der deutsche Politologe Eike Hamer. Er ist der Meinung, dass die G7-Länder am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und ihre Führer unter starkem Druck der USA stünden. Die am 12. Juni verhängten Sanktionen seien ein Wirtschaftskrieg gegen Europa und insbesondere gegen Deutschland:

„Wenn jemand, wie die USA, von außen die deutsche Wirtschaft sabotiert, dann leidet die gesamte europäische Wirtschaft, weil das Opfer der Ausplünderung nicht mehr genug Geld verdienen kann, um andere zu bezahlen […] Wenn sie [die USA] keine Geschäfte mit russischen oder eurasischen Rohstoffen machen können, dann sollen es die Deutschen auch nicht. Also zwingen oder überreden sie die Europäer, das Völkerrecht zu brechen […] Das US-Regime hat die Europäer gezwungen, ebenfalls das Völkerrecht zu brechen, damit kein Geld nach Europa fließt. Sonst würde Europa nur profitieren […] Im Grunde werden wir von Leuten regiert, die nicht in unserem Namen handeln. Es ist also sehr einfach für die USA, weil man sie [die EU] einfach anweisen kann, etwas zu tun, und sie nicht einmal überzeugen muss.“

Interessant ist, dass unter den Großaktionären der Moskauer Börse auch europäische und amerikanische Banken sind, wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die State Street Bank & Trust Company und The Capital Group Companies, Inc. Die können ihre Gewinne jetzt nicht mehr in Dollar über die Börse abheben und ihre Aktien nicht mehr verkaufen. Laut dem russischen Juristen Gleb Bojko wird es für die ausländischen Aktionäre, die zusammen rund 16 Prozent des Kapitals der unter US-Sanktionen stehenden Moskauer Börse halten, schwierig werden, sich von ihren Anteilen zu trennen.