von Egon von Greyerz, Original in Englisch vom Mittwoch, 8 August, 2018
Falls Sie die schon 5.000 Jahre alte historische Bedeutung des Goldes als das einzige dauerhaft überlebende Geld verstehen, dann sollten Sie dem Beispiel des Ostens folgen"
Unsicherheit annehmen und akzeptieren – Wer sich in den kommenden Jahren nicht an diese folgenschwere Maxime hält, wird wahrscheinlich einen unangenehmen Schock nach dem anderen bekommen. Denn die Phase stabiler weltwirtschaftlicher Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg geht ihrem Ende zu. Ein normales zyklisches Hoch, wie es in den kommenden ein, zwei Jahren hätte kommen sollen, wird sich letztlich als die gigantischste Implosion einer Blase aus Schulden und aufgeblähten Vermögensanlagen herausstellen.
Seit Jahrzehnten wird das System von Zentralbanken, bestimmten Geschäftsbanken, der BIZ in Basel und dem IWF zugunsten einer kleinen Elite „erfolgreich“ manipuliert.
EINKOMMENSKLUFT – TREIBSTOFF FÜR SOZIALE UNRUHEN
Schauen Sie sich die Grafik an. Sie zeigt das wachsende Lohngefälle in den USA zwischen den obersten 5 % und den oberen 50 % seit 1973. Bei der Spitzengruppe sehen wir einen Anstieg um 51 %, die mittlere Gruppe hingegen hat ein Minus von 4 % zu verbuchen. Das ist der Stoff, aus dem Revolutionen entstehen – und soziale Unruhen gehören eindeutig zu jenen Unsicherheiten, auf die wir vorbereitet sein müssen.
DIE MEISTEN PROGNOSEN WERDEN FALSCH SEIN
Ich habe früh gelernt, Ungewissheit anzunehmen, denn von jedem Moment an ist alles im Leben aller ungewiss. Das individuelle Leben kann sich sehr schnell ändern, wie auch die weltwirtschaftliche und politische Situation. Es gibt Zeiten, in denen Prognosen und Wahrscheinlichkeiten recht gut funktionieren, aber die nächsten Jahre werden hier einen markanten Unterschied machen.
Die meisten Anleger erwarten, dass sich die historisch absehbare Entwicklung an den Aktienmärkten fortsetzen wird. Warum sollte das, historisch betrachtet, auch anders sein? Schließlich existiert der Trend ja schon so lange man denken kann. Die Märkte markieren neue Höchststände, und die Korrekturen von 1973, 1987, 2000, 2007 sind schnell vergessen.
An der Marktspitze ist der durchschnittliche Anleger immer sehr zuversichtlich. Er macht sich keine Sorgen um das Risiko; selbst wenn die Bewertungen etwas gedehnt scheinen, gilt: “Der Aktienmarkt steigt immer”.
Marktbewertungen können sich ohne weiteres stark überdehnen – viel stärker, als man sich das vorstellen kann. Und wie immer “ist es diesmal anders“. Beim Investieren geht es um Risiko. Und das ökonomische Risiko ist heute größer als jemals zuvor in der Geschichte, egal ob bei Aktien, Anleihen oder Immobilien.
Doch heute geht die Unsicherheit weit über die unterschiedlichen Anlageklassen hinaus. Es ist alles viel ernster: Das Vorgehen der Zentralbanken und des Teilreserve-Bankensystems hat ein monströses Finanzsystem entstehen lassen, das kaum Überlebenschancen hat.
SCHLIMMER ALS 2007-09
Was in den Jahren 2007-09 passierte, als das Bankensystem nur noch Stunden vom Totalzusammenbruch entfernt war, wird nun mit geballter Kraft zurückkommen. Dieses Mal werden die Zentralbanken das Problem nicht nur mit 10 Billionen Dollar zuschütten. Sie werden aus dem Nichts hunderte Billionen Dollar schöpfen und wahrscheinlich sogar Billiarden, wenn die globale Derivateblase platzt.
Das ist auf jeden Fall nicht die Art von Ungewissheit, mit der jeder umgehen kann. Doch wie bei vielen Risiken gibt es glücklicherweise auch hier eine Möglichkeit, um sich gegen das Risiko eines Bankenzusammenbruchs, von Crashs in den meisten Anlageklassen als auch der endgültigen Zerstörung des Währungssystems zu versichern. Bitte lesen Sie den letzten, fettgedruckten Satz noch einmal. Diese Aussage klingt nach Hokuspokus und einem betrügerischen Versprechen. Wie kann jemand eine Versicherung gegen das gesamte, Billiarden-Dollar-schwere Finanzsystem anbieten?
„Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion, oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem.” Ludwig von Mises
VERMÖGENSVERSICHERUNG
Wie so oft bei eleganten Lösungen ist auch diese dermaßen simpel, dass sie von mehr als 99 % der Investoren und normalen Leute nicht einmal in Betracht gezogen wird. Noch viel schlimmer: Würde man ihnen von jener „Lebensversicherung“ erzählen, die sie vor dem Elend bewahren könnte, so würden sie diese immer noch nicht in Erwägung ziehen. Genau das ist in Venezuela geschehen. Ein sozialistisches Regime hat die Wirtschaft völlig zerstört und die Menschen verarmt. Hätten die betreffenden Menschen diese Versicherung vor 10 Jahren oder sogar noch Ende 2017 abgeschlossen, dann hätte das sie retten können. Mehr dazu in meinem Artikel von letzter Woche.
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Da Hedge-Fonds aktuell Rekord-Short-Positionen beim Gold halten, liegt der Goldpreis in Dollar auf einem Jahrestief. Der durchschnittliche Goldinvestor und -spekulant steigt entweder aus Gold aus oder ist zumindest sehr nervös. Der Vermögensschutzinvestor ist jedoch nicht im Geringsten besorgt, denn er hält Gold, um sich gegen das massive systemische Risiko abzusichern. Wir sehen derzeit ein verstärktes Interesse seitens dieser Investoren.
Manchmal kritisieren uns die Leser für unsere Ansichten über Gold, so als ob wir nur im Eigeninteresse handeln würden. Die Gründe für unser Engagement am Goldmarkt haben nichts mit Eigennutz zu tun. Bereits 2001 stufte ich die Risiken im Finanzsystem als extrem hoch ein. Ich war damals schon der Meinung, dass eine Versicherung in Form von Gold, die außerhalb des Bankensystems gehalten wird, eine absolute Notwendigkeit ist. Also kauften wir Anfang 2002 größere Mengen Gold für uns und die damaligen Anleger. Der Goldpreis lag zu dieser Zeit bei 300 $. Wir hatten unseren Investoren geraten, einen wesentlichen Teil ihrer finanziellen Vermögenswerte in Gold zu halten. Unser Minimum lag damals bei 25%, aber auch höhere Anteile hielten wir für ratsam.
INVESTIEREN, WENN UNGELIEBT UND UNTERBEWERTET
Damals im Jahr 2002 war Gold bei einem Preis von 300 $ ungeliebt und unterbewertet. Das ist natürlich der richtige Zeitpunkt für Investitionen. Matterhorn Asset Management war zu diesem Zeitpunkt eine private Investmentgesellschaft. Aufgrund des weltweiten Interesses an Vermögensschutz haben wir Matterhorn zu einem regulierten Schweizer Unternehmen gemacht. Das Unternehmen ermöglichte es, Eigentümer von physischem Gold und Silber zu werden, das in hochsicheren privaten Tresoren außerhalb des Bankensystems gehalten wird.
2011 schoss Gold auf 1.900 $ und korrigiert seitdem seit 7 Jahren. Inzwischen ist das systemische Risiko exponentiell angestiegen. Deswegen sind auch die Gründe, einen Vermögenswert wie Gold zu besitzen, zwingender als jemals zuvor.
Investoren, die in den Jahren 2011 bis 2012 im Bereich der Höchststände Gold gekauft hatten, sind ganz offensichtlich nicht im Geld. Doch Investoren, die nach Vermögensschutz suchen, betrifft das nicht. Sie sind sich im Klaren darüber, warum sie Gold halten – und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Goldpreis den wahren Wert wertloser Papierwährungen widerspiegeln wird.
Der Quartals-Chart für Gold in Dollar (unten) weist einen deutlichen Aufwärtstrend aus. Ende 2015 war die Korrektur vorbei. Gold steht vor einem großen Aufschwung, der bis zum frühen Herbst einsetzen müsste.
Auch in Kanadischen Dollar oder Britischen Pfund fiel die Korrektur viel geringer aus als in US-Dollar. In US-Dollar gemessen war Gold nur aufgrund der vorübergehenden Stärke des US-Dollars schwächer. Wenn der Dollar in seiner nächsten Phase in Richtung seines intrinsischen Werts von null sinkt, wird Gold in allen Währungen, einschließlich des US-Dollars, steigen. Man darf nicht vergessen, dass der Dollar (selbst bei einem Goldpreis von 1.220 $) in diesem Jahrhundert ganze 80% seines Wertes verloren hat.
INFLATIONSBEREINIGTES GOLD AUF HISTORISCHEN TIEFSTÄNDEN
Real inflationsbereinigt ist Gold, bei einem Stand von 1.220 $ pro Unze, fast so günstig wie am Tief von 1999 bei 250 $. Noch wichtiger: Es liegt jetzt ganz nah am 300-Jahre-Tief von 1999. Aktuell ist Gold also wieder ungeliebt und auch unterbewertet – und somit ein Schnäppchen. Auf inflations-bereinigter Basis läge das 1980er-Hoch von 850 $ heute bei 16.650 $. Dieses Niveau dürfte problemlos erreicht werden – lange bevor wir hyperinflationäre Goldpreise sehen werden.